09_es grosse destament de xazzln 1-11 - 06:29 Erwin Leder: Rezitation Heinz Jiras: Akkordeon |
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es grosse destament de xazzln 1-11 | Das Große Testament, die Absätze 1 - 11 |
1 i bin ned gaunz bled |
1 Ich bin nicht ganz dumm, |
2 ea is ned mei hea und a ned mei bischoff, i schdee auf sei gnod auf keinen foe au. reschbegt und farerung (so wia r a se s fuaschdöd) bin ii eam ned schuidech - i bin ned sei schane, sei foixauma hund! i sog eich s, dea hoid mi med schimplade bresln und muffign wossa an suma laung gfiadad und denk i aun des, drad s ma heit no en mong um! drum soi unsa herrgot des gleiche eam zrukzoen auf höla und pfenech. |
2 Er ist weder mein Herr noch ist er mein Bischof, ich bedarf seiner Gnade auf gar keinen Fall! Respekt und Verehrung (so wie er sich ´s vorstellt) bin ich ihm nicht schuldig - ich bin nicht sein Diener, sein folgsamer Hund! Ich sag´ euch, der hat mich mit schimmligen Krumen und muffigem Wasser einen Sommer lang gefüttert, und denk´ ich an das hebt ´s mir heut´ noch den Magen. Deshalb soll unser Herrgott das Gleiche ihm heimzahlen auf Heller und Pfennig´. |
3 soit jezt ana mana, i bin a farleimda, daun sog e gaunz ruich: wea r a sowos se dengt, dea r is sauwa r en iatum - fon ausrichtn bin i wassgot wia r entfeand! des eaxte, wos i iwa r eam eich song dua, is goa ned füü mea oes das a ma s wintsch, das eam unsa herrgot do dromad in himö aun leib und aun söö genau so bamheazzech wia r ea zu mia woa auf ewech soi sei... |
3 Sollte jetzt einer meinen, ich sei ein Verleumder, so sag´ ich ganz ruhig: wer so etwas denkt sich ist gewaltig im Irrtum. Von Nachrede, übler, bin weiß Gott ich entfernt. Das Ärgste, was ich über ihn euch sage, ist gar nicht viel mehr, als dass ich mir wünsche, dass ihm unser Herrgott da oben im Himmel an Leib und an Seele genauso barmherzig, wie er zu mir war, auf ewig soll sein. |
4 grauslech und grob hod ea mi kaniföd (an brenhassn suma), so scheisslech und schiach das s kaum zun dazön is. i bit di, herr jesus, zol eam des do zruk en da gleichn wearung! wäul owa de kiachn seit jehea scho auschoft, de mentschn soin betn fia schlechtastn feind, so sog i ma hoed: i hob unrecht, i schaum me - wos ea mia r dau hod, i wüü eam nix xogt haum... da herrgot hot z richtn. |
4 Grausam und grob hat er mich gepeinigt (einen brennheißen Sommer) so scheußlich, so häßlich, dass es kaum zu erzählen ist. Ich bitt´ Dich, Herr Jesus, vergelte ihm das doch in derselben Währung! Da aber die Kirche seit jeher gebietet die Menschen soll´n beten für den bösesten Feind, so sag´ ich mir halt: ich hab´ unrecht, ich schäm´ mich - was er mir auch antat, ich will ihm nichts nachsagen... Der Herrgott soll richten. |
5 jo, bei dar söö fon mein freind jehan cotart! i bet fia den hund (ob s a s glaubt s oda ned). owa wia?? frog i mii... i wia s auswendech duan, wäu zun lesn, wist s ee, woa r e ima scho z fäu. i wia betn fia r eam so wia s dromat en flandan en picart seine leit duan! und wea des ned gnseit, wos i do damid man, dea soi auffe noch lille oda glei noch douai gee. ea soi ma s nua glaum befua das s scho z schbed is... |
5 Ja, bei der Seele meines Freundes Jehan Cotart! Ich bet´ für den Hund, (ob ihr ´s glaubt oder nicht). Aber wie?? Frag´ ich mich... Ich werd ´s auswendig tun, denn zum lesen, Ihr wisst ja, war ich immer schon zu faul. Ich werd´ für ihn beten wie ´s oben in Flandern die Leut´ von Picard tun! Und wer nicht begreift, was ich damit meine, soll hinauf nur nach Lille oder gleich nach Douai gehen. Er kann mir ´s ruhig glauben, bevor ´s vielleicht zu spät ist. |
6 soit ea owa drozzdem a lautes gebet woin, so kaun a (i schwear eam s bein eiganan daufschein!) fon mia r aus sein wün haum (nua song sol a s nimaund). i kaun one weitres in bsoemenbuach nochschlong (s is weda r in saffian noch in koepsleda buntn), do drin schded a xazzl, a gaunz a besondress, des simte: DEUS LAUDEM, i sog eich s, des bassad! |
6 Sollt´ er aber trotzdem ein lautes gebet wollen, so kann er (ich schwör ´s ihm beim eigenen Taufschein!) meinetwegen seinen willen haben (nur sagen soll er ´s keinem). Ich kann ohne weit´res im Psalmenbuch nachschlagen (´s ist weder in Saffian noch in Kalbshaut gebunden) da drin steht ein Absatz, ein ganz ein besond´rer, der siebente: DEUS LAUDEM, ich sag´ euch, der passte! |
7 waun i owa daun zun herrgot sein so bet (zu eam how e bet in meina fazweiflung um hüfe und beischdaund), daun soi des gebet aa r alanech fia eam sei, den eam schded mei söö und mei keapa zua, nua ea hod me ima fua n deifö sein zuagrif bewoad und beschüzt. drum güt eam mein lob und da himömuta, und en LUDWIK dazua, unsan guadn kenech, en herrn fon fraunkreich |
7 Wenn ich aber dann zu Gottes Sohn bete (zu ihm betete ich in meiner Verzweiflung um Hilfe und Beistand), dann soll dieses Gebet auch allein für ihn sein, denn ihm steht meine Seele zu und meine Körper, nur Er hat mich immer vor´m Zugriff des Teufels bewahrt und beschützt. Drum gilt ihm mein Lob und der himmlischen Mutter, und LUDWIG zudem, unser´m guten König, dem Herrn von Frankreich! |
8 am famüliennochwuxx wia da biblesche jakob soi da herrgot eam schenkn, und en salomon sein rum und sei dopöde gscheidheid. wos dopfakeid aunlaungd, brauchd kana se um z schaun, dafau hod a söwa seit ee und jee gnua. owa r öta sol a wean ois da r oide medusalem, so das auf da wöd fon an end zun aundan sei nauman an jedn en gedechtniss bleibd. |
8 Einen Familiennachwuchs wie dem biblischen Jakob soll der Herrgott ihm schenken, und Salomons Ruhm und doppelte Weisheit. Was Tapferkeit angeht, braucht sich keiner zu kümmern, davon hat er selbst seit jeher genug. Doch älter soll er werden als der alte Methusalem, sodass auf der Welt von einem End´ zum andern sein Name jedermann im Gedächtnis bleibt. |
9 und aussadem soi no zwölf büdschene kinda da herrgot eam schenkn, und zwoa lauta buama (und ole beinaund wia da koal da grosse, und aussadem gütech wia da sangt marzial!), met da r eiganan frau in eiganan bet gmocht. das alanech wintsch i (und kaa r aundas malea) unsan friian dauphin. zu guada lezt owa, weu olas sei end hod, a blazzl en himö... |
9 Und außerdem soll noch zwölf bildschöne Kinder der Herrgott ihm schenken, und zwar lauter Knaben (und alle vom Schlage Karl des Großen, und außerdem gütig wie Sankt Martial!), mit der eigenen Frau im eigenen Bett gezeugt. Das allein wünsch´ ich (und kein anderes Unglück) unserem früher´n Dauphin. Zu guter Letzt aber, weil alles sein End´ hat, ein Plätzchen im Himmel. |
10 wäu mia jezt zun schdeam is mecht i meine güta gerecht ausanaundtäun. i mecht drum, so laung i no foi bei faschdaund bin (insofean ma da herrgot iwahaupt an faliin hod, den aundare haum ma jo ee kan dupf beibrocht) mei lezts destament in zuhe fafossn, auf unwidarufflich und unumschdösslich. |
10 Weil mir jetzt zum sterben ist, möcht´ ich meine Güter gerecht verteilen. Ich möchte deshalb, solange ich noch bei vollem verstand bin (insofern Gott mir überhaupt welchen verliehen hat, denn andere haben mir ohnehin kein bisschen beigebracht) meinen letzten Willen in Ruhe abfassen, auf unwiderruflich und unumstößlich. |
11 gegem anno fiazzen und einunsechzich, nochdem mi da kenech ausn keaka befreid hod. so laung mia mei lem auf da wöt do fagönt is sol ea dafua daunk haum, fia r eam wül e eischdee so laung a r aum lem is. den nii sol a mendsch a guadtod fagessn. |
11 Gegeben Anno vierzehn und einundsechzig, nachdem mich der König aus dem Kerker befreit hat. So lang mir mein Leben auf der Welt hier vergönnt ist, soll ihm dafür Dank sein, für ihn will ich einsteh´n, solange er lebt. Denn nie soll ein Mensch eine Guttat vergessen. |